Systemisches Denken und Handeln
Systemisches Denken beschreibt einen Ansatz des Denkens und Handelns, der darauf abzielt, komplexe Beziehungen und Interaktionen zwischen verschiedenen Akteur:innen zu verstehen.
Jeder Mensch nimmt die eigene Umwelt auf unterschiedliche Art und Weise wahr – unter dem Einfluss von persönlichen Lebenserfahrungen, Erlebnissen, aber auch unterschiedlichen Wertvorstellungen und Lebensentwürfen. Jeder Mensch konstruiert so eine ganz eigene, sehr subjektive Wirklichkeit.
Tritt ein Individuum mit seinem sozialen Umfeld in Interaktion, dann treffen verschiedene solcher Wirklichkeitskonstruktionen aufeinander – es entsteht eine Beziehung, also ein System. Alles in einem solchen System ist miteinander verbunden. Jede Veränderung, auch in nur einem Teil des Systems, kann sich auf das gesamte System auswirken. Je größer zudem der Unterschied zwischen den verschiedenen individuellen Wirklichkeitskonstruktionen ist, desto größer ist auch das Konfliktpotenzial.
Systemisches Denken hilft komplexe Situationen zu verstehen
Systemisches Denken hilft uns dabei, einen ganzheitlichen, möglichst perspektiven-übergreifenden und unvoreingenommenen Blick auf solche Beziehungen einzunehmen und hebt auch die Zusammenhänge, Wechselwirkungen und Dynamiken innerhalb eines solchen Systems hervor. Es geht darum, die Welt als ein komplexes, sich gegenseitig beeinflussendes Netzwerk von Beziehungen und Verbindungen zu verstehen, anstatt nur einzelne Bestandteile isoliert zu betrachten. So können wir komplexe Probleme besser verstehen, Zusammenhänge erkennen und neue Handlungsmöglichkeiten sowie auch nachhaltige Lösungen entwickeln. Systemisches Denken hilft uns also dabei, ein ganzheitliches Verständnis für komplexe Situationen zu entwickeln und Zusammenhänge zu erkennen, die für uns auf den ersten Blick nicht immer offensichtlich sind.
Eine wertschätzende, nicht-beurteilende Grundhaltung und die Orientierung an Ressourcen und Lösungen unterstützen uns beim systemischen Denken dabei, Alternativen oder neue Perspektiven zu erschließen, aber auch um Unterschiede bewusst wahrzunehmen.
Neue Perspektiven erkennen durch systemisches Denken
Indem wir andere Perspektiven einnehmen, können wir unsere Einstellungen verändern und damit auch unser eigenes Verhalten in den verschiedenen Beziehungen aktiv beeinflussen. Systemisches Denken und Handeln ermöglicht es uns so, nach passenden Lösungen zu suchen und unseren Handlungsspielraum bewusst zu erweitern.
Systemisches Denken und Handeln bedeutet also, dass wir uns Menschen ein hohes Maß an Selbstorganisation zutrauen. Wir erkennen und respektieren die verschiedenen Wirklichkeitskonstruktionen, die Bedürfnisse und die Interessen anderer, ohne dabei zu wissen, was für unser jeweiliges Gegenüber das Beste ist. Nur durch das eigene Erkennen und Verstehen werden neue Möglichkeiten des Verhaltens, um Dynamiken in den jeweiligen Systemen zu beeinflussen und Haltungen zu verändern. Dies fördert ein kooperatives und integratives Denken und Handeln.